Reichsbürger sind Verschwörungstheoretiker und ihre abstrusen Thesen verbreiten sich gerade überall. Manchmal sind sie gar nicht so einfach zu widerlegen. Das Problem: Reichsbürger bewegen sich auf einem juristischen Terrain, auf dem sich kaum einer auskennt. Deswegen habe ich ihrer Thesen einem Faktencheck unterzogen, - eine Argumentationshilfe. Dieser Blog soll stetig erweitert werden, - die Reichis lassen sich ja immer wieder was Neues einfallen.
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Verschwörungstheorien: Warum sind sie so erfolgreich und was kann man tun?
Verschwörungstheorien
Warum sind sie so erfolgreich und was kann man tun?
Verschwörungsideologie ist Menschenverachtung und Legitimation für den eigenen Egoismus. Es ist das Schönreden der eigenen Dummheit und mitmenschlichen Hässlichkeit.
Marc J. Nothing but the Truth - Aufklärung über die Verschwörungsszene
Wie funktionieren Verschwörungstheorien? Welche Rolle spielt das
Internet in der Verbreitung von Verschwörungstheorien? Worin bestehen
konkret die Gefahren in Verschwörungstheorien? Und wie können
Verschwörungstheorien entkräftet werden?
Verschwörungstheorien
scheinen sich heute wieder großer Popularität zu erfreuen. Egal ob die
BRD GmbH, Chemtrails oder Reptiloide – was vor einigen Jahren noch
Nischen-Themen in kleinen Netzgemeinschaften waren, ist mittlerweile
auch dem Mainstream ein Begriff. Sowohl in den Medien als auch in
unserem Alltag begegnen wir immer häufiger den unterschiedlichsten
Theorien.
Fast die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Politiker nur Marionetten
anderer Mächte sind. Diese und mehr Ansichten legt die neue
"Mitte-Studie" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (April 2019)
gerade offen. So meinen beispielsweise 46 Prozent der Befragten, es gäbe
geheime Organisationen, die Einfluss auf politische Entscheidungen
haben. Fast ein Viertel der Befragten meint, Medien und Politik steckten
unter einer Decke, und jede zweite befragte Person gibt an, den eigenen
Gefühlen mehr zu vertrauen als Expertinnen oder Experten.
Verschwörungstheorien sind also nicht nur abstrus-kreative
Gedankenspiele von kreativen Spinnern, sondern können auch Gefahren
darstellen: Sie können antisemitisches und antipluralistisches Denken
aufweisen und führen so zu einer Radikalisierung.
1. Wie funktioniert eine Verschwörungstheorie?
Unter
einer Verschwörung versteht man zunächst ein geheimes Unternehmen, das
sich gegen eine spezifische Personengruppe oder Institutionen richtet.
Die Verschwörungstheorie ist dem Wortsinn nach die Vermutung einer
Verschwörung.
Am Anfang jeder Verschwörungstheorie steht immer das Misstrauen
zwischen zwei gesellschaftlichen Gruppen. Bei den Verschwörern kann es
sich um beliebige Personen handeln. Im Regelfall ist es aber immer eine
mächtige Gruppe, die verdeckt in bösen Absichten handelt. Ein Beispiel
sind etwa Geheimdienste, da deren Arbeit kaum durchsichtig ist.
Eine Verschwörungstheorie ist monokausal. Das bedeutet, dass
bestimmte soziale Phänomene oder historische Ereignisse auf
Verschwörungen zurückgeführt werden. Erklärungen werden dadurch
vereinfacht. Hinter allen Entwicklungen der Welt stecke ein geheimer
Plan: Nichts geschieht zufällig und alles scheint irgendwie miteinander
verbunden zu sein.
2. Wie kann man Verschwörungstheorien weiter unterscheiden?
Ein
Problem des Begriffs „Verschwörungstheorie“ ist, dass es in der
Wissenschaft keine einheitliche Definition gibt. Zudem sind
Verschwörungstheorien oftmals keine Theorien im wissenschaftlichen
Sinne. Deshalb wurde in der Vergangenheit dafür plädiert, die Begriffe
„Verschwörungshypothese“, „Verschwörungsideologie“ und
„Verschwörungsmythos“ zu verwenden. Damit sollen Missverständnisse bei
der Benutzung des Wortes „Verschwörungstheorie“ aus dem Weg geräumt
werden.
Eine Verschwörungshypothese unterstellt eine Verschwörung zu einem
bestimmten Ereignis. Verschwörungshypothesen sind Verschwörungstheorien
im wissenschaftstheoretischen Sinn des Wortes. Sie sind durch
empirische Methoden überprüfbar und offen für Korrekturen. Falls es
nicht genug Beweislast für die Theorie gibt, wird sie verworfen.
Wird aber trotz empirischer Gegenbelege immer noch an die
Verschwörungstheorie geglaubt, spricht man von einer
Verschwörungsideologie. Menschen, die an Verschwörungsideologien
glauben, werden daher auch als Verschwörungsgläubige bezeichnet. Ähnlich
wie totalitäre politische Ideologien vertreten auch
Verschwörungsideologien einen absoluten Wahrheitsanspruch mit einem klar
benennbarem Feindbild. Verschwörungsideologien laden daher ein, die
Welt in Gut und Böse, in „Wir“ und „die Verschwörer“, einzuteilen. Beim
umgangssprachlichen Gebrauch des Begriffs „Verschwörungstheorien“ sind
daher eigentlich fast immer Verschwörungsideologien gemeint.
Der Verschwörungsmythos ist eine Übersteigerung der
Verschwörungsideologie. Er unterscheidet sich hinsichtlich der Gruppe
der Verschwörer, die benannt werden. Während Verschwörungsideologien
real existierende Gruppen für eine Verschwörung verantwortlich machen,
wenden Verschwörungsmythen sich gegen fiktive Gruppen.
4. Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?
Warum
glauben so viele Menschen an Verschwörungstheorien? Die Gründe sind
unterschiedlich. Grundsätzlich weisen Menschen, die an
Verschwörungstheorien, ein starkes Misstrauen in den Staat und seine
Institutionen auf. Hinzu kommt ein großer Vertrauensverlust in die
etablierten Medien, der in den letzten Jahren stärker zugenommen hat.
Nach einer Studie der Universität Kent ist weniger die Logik einer
Theorie für die zugrunde liegende Weltsicht verantwortlich, sondern ein
„Glaube an die grundlegende Bösartigkeit der Bürokratie“. Das
grundsätzliche Gefühl, dass etwas nicht stimmt, prägt die Wahrnehmung
und Argumentation des Verschwörungstheoretikers (Quelle: Tagesspiegel ).
Verschwörungstheorien als Krisensymptom
Die Terroranschläge am 11. September 2001. Foto: Wikimedia Commons/CC2.0
Egal ob Politik, Wissenschaft oder Finanzwelt – die Welt ist nach dem
Ende des Kalten Kriegs und dem nachfolgendem Prozess der Globalisierung
immer komplexer geworden. Viele Menschen tun sich schwer damit, alle
Zusammenhänge und Entwicklungen zu verstehen und fühlen sich
überfordert. Selbst erfahrene Bundestagsabgeordnete sind in bestimmten
Fragen auf das Wissen von Experten angewiesen, um nicht den Überblick zu
verlieren. Vor allem in Krisenzeiten genießen Verschwörungstheorien
Hochkonjunktur. Die Hintergründe und Ursachen hinter Ereignissen wie den
Terroranschlägen am 11. September 2001, der Finanzkrise 2008, dem
Ukraine-Krieg seit 2014 oder der weltweiten Flüchtlingskrise sind
vielschichtig, komplex und oft nur schwer vermittelbar. Grundsätzlich
gilt also: Je undurchschaubarer das Weltgeschehen und stärker die
gefühlte Bedrohung von außen ist, desto stärker sind
Verschwörungstheorien in der Gesellschaft verbreitet.
Verschwörungstheorien als „Ersatz-Religionen“
Verschwörungstheorien
haben den Vorteil, dass sie die Welt in ihrer Komplexität verständlich
machen. Durch einfache Erklärungsmodelle können unklare Situationen
aufgelöst und auf bekannte Phänomene zurückgeführt werden. So mag eine
bestimmte Situation zwar immer noch bedrohlich sein, aber dank der
Verschwörungstheorie ist sie zumindest nicht mehr unerklärlich. Eine
ähnliche Funktion haben in der Menschheitsgeschichte auch Religionen
eingenommen. Deshalb werden Verschwörungstheorien auch oft als
„Ersatz-Religionen“ bezeichnet, die in einer immer konfessionsloser
werdenden Gesellschaft den Menschen Halt geben. Anstatt durch einen Gott
werden die Geschehnisse des Alltags durch eine Superverschwörung
bestimmt. So paradox es auch klingen mag: Verschwörungstheorien können
durchaus eine notwendige Funktion bei Menschen einnehmen, um den Alltag
zu bewältigen.
Verschwörungstheorien als Identitätsstiftung
Menschen
glauben also nur an Chemtrails und Echsenmenschen, um ihre
Machtlosigkeit zu kompensieren? Nicht nur, wie einige Studien
herausgefunden haben. Eine andere Funktion von Verschwörungstheorien
liegt in der persönlichen Identitätsstiftung. Verschwörungstheorien
werden von Menschen nicht nur vertreten, um Ereignissen einen Sinn zu
geben. Ein Forscherteam aus Frankreich hat 2017 nachgewiesen, dass der
Glaube mit Verschwörungstheorien auch mit einem menschlichen Bedürfnis
nach Individualismus zusammenhängt. Wer an Verschwörungstheorien glaubt,
grenzt sich automatisch von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung
ab. Der Verschwörungsgläubige ist derjenige, der „erwacht“ ist und sich
nun dazu berufen fühlt, die Masse an noch unwissenden „Schlafschafen“
aufzuwecken und von der Wahrheit zu überzeugen. Indem man an
Verschwörungstheorien glaubt, hat man das Gefühl, anderen gegenüber
durch scheinbar exklusives Wissen einen Vorsprung zu haben und zu
verstehen, wie die Welt tatsächlich funktioniert (Quelle: gwup | die skeptiker: Wer an Verschwörungstheorien glaubt, will etwas Besonderes sein / Anthony Lantian u.a.: I Know Things They Don’t Know! The Role of Need for Uniqueness in Belief in Conspiracy Theories).
Auch
der Gruppenzwang kann hierbei eine wichtige Rolle spielen. Schon der
US-Psychologe Stanley Milgram, der durch seine Untersuchungen über
Gehorsam gegenüber Autorität berühmt wurde, hat 1961 nachgewiesen, dass
etwas eher als wahr akzeptiert wird, je mehr Menschen daran glauben. In
einem Experiment starrte eine Person 60 Sekunden lang in dem Himmel –
obwohl sich dort nichts befand. Nur sehr wenige Passanten blieben stehen
und machten mit. Je mehr Menschen sich aber in der Gruppe befanden,
desto mehr Personen schlossen sich der Gruppe an und richteten ihren
Blick in den Himmel. Der soziale Beleg einer Theorie ist weitaus
effektiver als ein Beleg, der rein auf Fakten basiert. Menschen
tendieren dazu, nur Daten zu glauben, die von vielen Personen geteilt
werden und ihre eigene Weltsicht bestätigen. Fakten, die dagegen
sprechen, werden hingegen ignoriert. Dies trifft zwar nicht nur auf
Verschwörungsgläubige zu, kann aber erklären, warum Anhänger von
Verschwörungstheorien oftmals nur schwer mit Fakten erreichen zu sind
(Quelle: Netzpiloten).
5. Welche Personen sind anfälliger für Verschwörungstheorien?
Gibt es den typischen Verschwörungstheoretiker? Wer den Begriff
„Verschwörungstheoretiker“ hört, denkt wahrscheinlich zuerst an den
paranoiden Aluhutträger, der von Wahnvorstellungen geplagt ist. Es ist
aber einleuchtend, dass dieses klischeebehaftete Bild nicht ganz der
Wirklichkeit entsprechen kann, wenn man bedenkt, wie weit verbreitet
Verschwörungstheorien in der Gesellschaft sind. Wenn man sich die
Forschung anschaut, sind aber die Antworten nicht besonders einheitlich.
Verschwörungsmentalität
Unter
Psychologen gilt die Neigung zu Verschwörungsglauben als stabiles
Persönlichkeitsmerkmal. Es gibt dafür sogar einen in der Psychologie
anerkannten Begriff: Die „Verschwörungsmentalität“. Menschen, die einer
Verschwörungstheorie anhängen, neigen auch dazu, anderen
Verschwörungstheorien eher Glauben zu schenken. Kennzeichnend für eine
Verschwörungsmentalität ist ein grundlegendes Misstrauen gegen
Machtstrukturen. Dazu gehören Behörden oder Personen mit hohem
gesellschaftlichem Status. So hegt man Vorurteile gegen Banker,
Politiker, die Pharmaindustrie oder alle „da oben“, denen es
ausschließlich um die Ausbeutung der einfachen Leute gehe. Zwar gibt es
tatsächlich viele gesellschaftliche Missstände, aber eine
Differenzierung findet nicht mehr statt. Meistens wird eine autoritäre
Erziehung in der Kindheit für eine Bildung einer Verschwörungsmentalität
verantwortlich gemacht.
Ausgrenzung und soziale Unsicherheit
Ein
weiterer Erklärungsansatz der Soziologie ist die Marginalisierung und
soziale Unsicherheit von Menschen. Unter Marginalisierung wird ein
Vorgang verstanden, wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen weg vom
„Mainstream“ an den Rand der Gesellschaft ausgegrenzt und gedrängt
werden. Sie nehmen dadurch nur noch wenig am wirtschaftlichen,
politischen und kulturellen Leben der Mehrheitsgesellschaft Teil. Der
Soziologe Ted Goertzel stellte 1994 zum Beispiel in seiner Studie fest,
dass ethnische Minderheiten häufiger an Verschwörungstheorien glaubten
als andere Gruppen. Der Grund war, dass sie in ärmeren Verhältnissen
leben mussten und mit ihrer Lebenssituation unzufriedener waren. Von der
Politik fühlten sie sich allein gelassen.
Soziale Unsicherheit
kann für viele Menschen, unabhängig der ethnischen Zugehörigkeit, ein
Grund für Verschwörungsglauben darstellen. Wer sich in seiner sozialen
Position bedroht sieht oder allgemein mit einem ungewissen Blick in die
Zukunft schaut, ist tendenziell anfälliger für Verschwörungstheorien.
Verschwörungsgläubige empfinden oft mangelnden Erfolg oder fehlende
Anerkennung, leben in materieller Armut oder mussten persönliche
Schicksalsschläge erleiden. Beispielsweise zerbrachen Freundschaften,
Familienmitglieder starben oder wendeten sich ab oder der Arbeitsplatz
musste verlassen werden, bevor man sich der Verschwörer-Szene zuwandte.
Beobachtet wurde dies etwa bei Anhängern der
Chemtrail-Verschwörungstheorie oder Anhängern der sogenannten
„Reichsbürger“-Szene. Durch den Glauben an Verschwörungstheorien können
Minderwertigkeitskomplexe kompensiert werden und ein klar benennbares
Feindbild für die schlechte Lage verantwortlich gemacht werden. Extreme Positionen und Spiritualität
Eine
weitere Tendenz, die erkennbar ist: Je mehr Personen sich extremen
politischen Positionen zuwenden, desto mehr neigen sie auch dazu,
Verschwörungstheorien zu glauben. Häufig hängt der Glaube an
Verschwörungstheorien auch mit Vorurteilen gegenüber ethnischen oder
religiösen Minderheiten zusammen. Weiterhin scheinen auch religiöse
Menschen oder Personen mit einem Hang zu Esoterik und Spiritualismus
einen größeren Hang hin zu Verschwörungstheorien aufzuweisen.
Die
Ergebnisse zeigen: Verschwörungstheorien sind keineswegs als Symptom
von psychischen zu betrachten. Die Ursachen für den Glauben an
Verschwörungstheorien sind vielfältig und je nach Mensch
unterschiedlich. Faktoren wie Bildungsstand, Arbeitstätigkeit oder
Geschlecht scheinen aber tatsächlich nur eine zweitrangige Rolle zu
spielen.
6. Welche Gefahren entstehen durch Verschwörungstheorien?
Das wohl größte Problem bei Verschwörungstheorien im Sinne von
Verschwörungsideologien ist das festgefahrene Weltbild, das nur schwer
zu durchbrechen ist. Wer sich einmal in der Welt der
Verschwörungstheorien verloren hat, ist kaum noch mit rationalen
Argumenten zu überzeugen. Wer durch Fakten gegen diese Weltsicht
argumentiert oder aufklären will, wird ignoriert oder selbst zum Teil
der Verschwörung erklärt. Da Personen mit einer Verschwörungsmentalität
allen Machtstrukturen grundlegend misstrauend gegenüberstehen, werden
auch Expertenmeinungen als „Propaganda der Elite“ wahrgenommen. Für sie
ist alles Offizielle, was aus der Wissenschaft, den Medien oder den
Behörden kommt, automatisch gelogen.
Verschwörungstheorien als Angst- und Panikmacher
Durch
ihren negativen Grundcharakter erzeugen Verschwörungstheorien Angst bei
den Betroffenen, die sich verheerend auswirken kann. Ein Punkt, der oft
unterschätzt wird, ist die Eigen- und Fremdgefährdung, die von
Verschwörungstheorien ausgehen kann. Da man ständig im Glauben ist, von
allen und jedem angelogen zu werden, glaubt man irgendwann auch nicht
mehr Meldungen aus den Nachrichten, Warnhinweise der Polizei oder
Empfehlungen von Ärzten.
Gefährdung durch die „Impf-Lüge“
Häufig
geben Verschwörungstheoretiker anderen Verbrauchern Tipps, welche
Produkte zu vermeiden und welche anderen Produkte vorzuziehen seien. Ein
populäres Beispiel sind die Impfgegner, die im Impfen eine Verschwörung
der Pharma-Lobby sehen. Je nach Auffassung soll Impfen demnach zu
Autismus, Epilepsie, Krebs bis hin zur Geisteskontrolle durch die Eliten
führen. Alle bisher gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnisse und
Warnungen werden bewusst ignoriert. Eltern, die sich weigern, ihre
Kinder zu impfen, gefährden nämlich nicht nur das Wohl ihres eigenen
Nachwuchses, sondern auch der Allgemeinheit. Dazu gehören etwa chronisch
Kranke oder Neugeborene, die nicht geimpft werden können. Sie sind
darauf angewiesen, dass sich genug Menschen geimpft haben, damit die
lebensgefährdenden Krankheiten keine Gefahr mehr darstellen.
Vermeintliche Dauerbelastung durch Chemtrails
Als
weitere Folge sind Verschwörungstheoretiker einer enormen psychischen
Dauerbelastung ausgesetzt. Ein Beispiel hierfür ist die
Chemtrail-Verschwörungstheorie, die von einer permanenten Vergiftung
durch Kondensstreifen am Himmel ausgeht. Obwohl diese Theorie
offensichtlich falsch und widerlegt wurde, sehen sich die Betroffenen
dazu gezwungen, ihr Leben radikal umzustellen. Sie verlassen kaum noch
ihr Haus, haben ständig Angst, vergiftet zu werden und geben ihr Geld
für sinnlose Produkte aus, die angeblich vor den Chemtrails schützen
sollen. So kann selbst etwas, was es nicht gibt, sich negativ auf den
Alltag und die Gesundheit von Personen auswirken.
Gewalt als Lösung: Das Beispiel „Pizzagate“ und die „Reichsbürger“
Neben
dem gesundheitlichen Risiko und den Abstrichen im Alltag können
Verschwörungstheorien zudem in Gewalt umschlagen. Der Amerikanist
Michael Butter sieht insbesondere eine Gefahr bei Theorien, die Gruppen
von Menschen stigmatisieren, etwa Migranten oder Juden. Das könne dazu
führen, dass solche Menschen körperlich angegriffen werden. Aber auch
andere Theorien können potentiell gefährlich werden. Zum Beispiel suchte
im Jahr 2016 ein Mann mit Waffe eine Washingtoner Pizzeria auf, wo er
mehrere Schüsse abfeuerte. Er war Anhänger der Verschwörungstheorie
„Pizzagate“, die im Rahmen des US-Wahlkampfes 2016 in den sozialen
Netzwerken verbreitet wurde. Demnach gebe es ein geheimes
Pädophilen-Netzwerk in einer Washingtoner Pizzeria, das angeblich von
Hillary Clinton betrieben würde – der Mann wurde jedoch nicht fündig.
In Deutschland sehen sich Behörden und Polizei vor allem den
sogenannten „Reichsbürgern“ immer mehr gegenüber konfrontiert.
Bedrohungen in Ämtern und Gerichten stehen sind mittlerweile keine
Ausnahmen mehr und es kam schon zu Schießereien mit Sicherheitskräften,
die teilweise zum Tod führten.
Wer sind die Reichsbürger?
Flagge der „Exilregierung Deutsches Reich". Foto: Wikipedia/gemeinfrei.
In
den vergangenen Jahren hat die Szene der sogenannten „Reichsbürger“
eine immer größer werdende Aufmerksamkeit erfahren. 2016 kam es zum
Beispiel zu gewaltsamen Konflikten zwischen dem Spezialeinsatzkommandos
(SEK) Sachsen-Anhalt und dem Reichsbürger Adrian U,, dessen Scheinstaat
„Ur“ nach einem Gerichtbeschluss zwangsgeräumt werden sollte. Ein
SEK-Beamter wurde dabei durch eine Schusswaffe am Hals schwerverletzt.
Noch im selben Jahr kam es später erstmals zu einem Todesfall durch
einen Reichsbürger. Wolfgang P., der zum Unterstützerkreis von Ursache
zählte, erschoss einen bayerischen SEK-Beamten bei der Beschlagnahmung
seiner Waffen. Auch in Baden-Württemberg zog ein Reichsbürger bundesweit
die mediale Aufmerksamkeit auf sich. Der rechtsesoterische
„Reichsdruide“ Burghard B. aus Schwetzingen wurde 2017 von der
Bundesanwaltschaft verhaftet. Vorwurf war die Gründung einer
Terrorzelle, bei welcher der vermeintlich harmlose und verworrene Druide
beteiligt war. Seit dem Frühjahr 2016 habe die bundesweit vernetzte
Zelle geplant, bewaffnete Angriffe auf Repräsentanten des Staates,
Asylsuchende und Juden auszuführen. Spätestens nach diesen Fällen werden
Reichsbürger längst nicht mehr als eine verschrobene Randerscheinung
verwirrter Einzelpersonen angesehen, sondern als ernsthafte Bedrohungen
für den Staat und seine Bürger (Quelle: Zeit Online).
Woran
glauben aber diese Reichsbürger? Bei der Szene handelt es allgemein
sich um Gruppen, aber auch Einzelpersonen, die aus unterschiedlichsten
Motiven die Existenz der Bundesrepublik Deutschland absprechen.
Begründet wird dies unter anderem unter Berufung auf das historische
Deutsche Reich, das 1945 nie untergegangen sei, auf
verschwörungstheoretische Argumentationsmuster oder auf ein selbst
definiertes Naturrecht. Sie begreifen sich als die „wahren Bürger“ des
deutschen Staats, während die demokratisch gewählten Repräsentanten wie
auch das Rechtsystem als illegitim angesehen werden. Probleme bereiten
sie, indem sie die Zahlung von Steuern oder Bußgelder verweigern, eigene
Dokumente, wie einen „Reichspersonalausweis“ erstellen und verkaufen
oder sich gegen Vertreter von Staat und Justiz auflehnen. Oftmals
agieren Reichsbürger wie Selbstverwalter, die seit 2010 vom
Verfassungsschutz der Szene zugeschrieben werden. Sie behaupten, durch
einseitige Erklärungen aus der BRD austreten zu können und errichten
eigene lokale „Hoheitsgebiete“. Anstelle bundesdeutscher Gesetze sollen
in diesen Gebieten die aufgestellten Regeln der Reichsbürger gelten. Argumentationslinien und Verschwörungsideologien der Reichsbürger
Reichsbürger
zweifeln an der Souveränität der Bundesrepublik Deutschland und führen
fast immer zwei Hauptthesen an. Deutschland sei nach wie vor von den
Alliierten besetzt und habe weder gültige Verfassung noch einen
Friedensvertrag. Die andere Argumentationslinie der Reichsbürger ist die
Theorie der sogenannten „BRD-GmbH“, nach welcher Deutschland eine Firma
sei.
Für die These, dass das Grundgesetz keine richtige Verfassung sei, wird oft Art. 146 GG (alte Fassung) zitiert (Quelle: https://lexetius.com/GG/146,2).
Das Grundgesetz gelte demnach zunächst nur für die westdeutschen Länder
und verliere seine Gültigkeit, wenn eine neue Verfassung vom
gesamtdeutschen Volk beschlossen werde. Mit der Wiedervereinigung wurde
jedoch das Grundgesetz beibehalten und der Art. 146 GG wurde mit einem
Relativsatz ergänzt, der festlegte, dass das Grundgesetz für das gesamte
deutsche Volk gilt. Anstelle einer neuen Verfassung wurde das
Grundgesetz beibehalten. Trotz des provisorischen Charakters noch vor
der Wende, spricht nichts dagegen, dem Grundgesetz die Rolle einer
Verfassung zuzugestehen.
Völkerrechtlich ist eine Verfassung die
Gesamtheit der geschriebenen und ungeschriebenen Rechtssätze
über den Aufbau eines Staates, seine Organe und die Rechte
der Bürger gegenüber dem Staat. Das Grundgesetz erfüllt alle diese
Anforderungen. Auch im „Lüth-Urteil“ (BVerfGE 7, 198, 208) vom 15.
Januar 1958 wurde deutlich gemacht, dass die Werteausrichtungen der
deutschen Verfassung im Grundgesetz zu finden sind (Quelle: Bundesverfassungsgericht).
Die These der Reichsbürger, dass die BRD keine vollständige
Souveränität hat, war hingegen bis zur Wiedervereinigung nicht
unbegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Siegermächte mehrere
Rechte behalten, um auf Deutschland einzuwirken. Auch ein
Friedensvertrag wurde offiziell nicht abgeschlossen. Erst im Jahr 1990
verzichteten die ehemaligen Siegermächte auf diese Rechte. Mit dem
Zwei-Plus-Vier-Vertrag beschlossen die BRD und DDR gemeinsam mit den
USA, der Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien, die vollständige
innere und äußere Souveränität Deutschlands wiederherzustellen. Der
Wiedervereinigung Deutschlands stand nichts mehr im Weg. Somit erfüllte
der Vertrag alle politisch geforderten und rechtlich erforderlichen
Bedingungen für eine Friedensordnung (BpB: Zwei-Plus-Vier-Vertrag ).
Der
Zwei-Plus-Vier-Vertrag hat also de facto die Funktion eines
Friedensvertrags eingenommen, aber nicht dessen Bezeichnung gehabt.
Dieser Umstand ist auf ganz pragmatische und finanzielle Gründe
zurückzuführen: Mit einem „Friedensvertrag“ hätte man alle ehemaligen
Kriegsgegner Deutschlands aus dem Zweiten Weltkrieg an den Tisch bringen
müssen. Auch hätte Deutschland völkerrechtlich noch eventuell
ausstehende Reparationszahlungen an einzelne Drittstaaten tätigen
müssen. Schadensersatzforderungen aus Staaten wie Griechenland, die im
Zweiten Weltkrieg unter dem Einmarsch der Nazis Zerstörung und
Gräueltaten erleiden mussten, wurden damit abgewiesen.
Anhänger
der „BRD-GmbH“-Theorie glauben hingegen, dass die Bundesrepublik
Deutschland in Wahrheit eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung
(GmbH) ist. Deutschland sei also kein Staatsgebilde, sondern eine Firma.
Als vermeintlicher Beweis für diese These wird der Eintrag des
Unternehmens „Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH“ im
Frankfurter Handelsregister angeführt. Wir, die Bundesbürger, seien das
Personal dieser GmbH. Schon allein die Tatsache, dass wir einen
Personalausweis und keinen „Bürgerausweis“ besitzen, weise
unmissverständlich darauf hin.
Tatsächlich handelt es sich bei
dem Registereintrag lediglich um ein Dienstleistungsunternehmen des
Bundesfinanzministeriums. Anders als oft behauptet wird, entscheidet die
Agentur nicht selbstständig und hat klar definierte und beschränkte
Aufgaben, die sie für den Bund erfüllt. Dazu gehört vor allem der
Schuldenabbau durch Ablösung alter und Aufnahme neuer Kredite sowie die
gewinnbringende Anlegung von überschüssigem Geld am Markt. Auch der
Begriff „Personal“ beim Personalausweis lässt sich leicht erklären: Der
Begriff leitet sich aus dem spätlateinischen „Personalia“ ab, was
übersetzt „persönliche Dinge“ bedeutet. Der Personalausweis zielt also
nicht darauf ab, die Träger als Angehörige des Personals zu betiteln,
sondern enthält dessen persönliche Daten.
Organisation, Merkmale und Gefahrenpotential der Reichsbürger
Bei
den Reichsbürgern handelt es sich um eine vielschichtige und
unübersichtliche Bewegung. Das zeigt sich in den zahlreichen
Gruppierungen, die sich die unterschiedlichsten Titel und Bezeichnungen
geben. Beispiele sind etwa die „Exilregierung Deutsches Reich“, die
„Kommissarische Reichsregierung“ oder das „Königreich Deutschland“.
Ebenso heterogen ist das Verhältnis der verschiedenen Reichsregierungen
zueinander. Manche Reichsbürgergruppen kooperieren untereinander –
andere stehen aber auch in Konkurrenz zueinander. Nicht selten kommt es
vor, dass Reichsbürger-Gruppen sich nach internen Konflikten spalten und
eine neue reichsideologische Gruppierung entsteht.
Reichsbürger
kommen mit dem aktuellen politischen System nicht klar oder fühlen sich
nicht mehr ausreichend durch die Politik vertreten. Die Motive dafür
sind unterschiedlich, sind in Studien aber noch zu wenig erforscht.
Dennoch gibt es genug Zahlen, um den durchschnittlichen Reichsbürger
beschreiben zu können. Die Szene der Reichsbürger ist überwiegend
männlich dominiert und als lebensälter zu beschreiben. Dreiviertel der
Reichsbürger sind Männer und älter als 40 Jahre. Bildung scheint kein
entscheidendes Kriterium für das Reichsbürgertum zu sein. Vielmehr eint
die Reichsbürger der Umstand, dass sie in Vergangenheit häufig
berufliche oder private Schicksalsschläge erleiden mussten. Viele der
Betroffenen sind auch Opfer von sogenannten „Milieumanager“, die gezielt
mit ihren Verschwörungstheorien die Reichsbürger weiter verunsichern.
Wie in professionellen Sekten verdienen sie ihr Geld an den
Reichsbürgern, zum Beispiel in Seminaren oder durch wertlose
Reichsbürger-Papieren.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes
konnten 2017 insgesamt 16.500 „Reichsbürger und Selbstverwalter“ in
Deutschland ausgemacht werden. Im Vergleich zur bundesweiten
Gesamtbevölkerung erscheint die Zahl zunächst marginal. Im Jahr zuvor
wurde die Zahl der Reichsbürger aber noch mit 10.000 beziffert. Der
Anstieg macht deutlich, wie mobilisierungsfähig die Reichsbürger
geworden sind. Vor allem im Internet und in den sozialen Netzwerken sind
die Reichsbürger sehr aktiv, bilden untereinander Gruppen und
verbreiten ihre Ideologie. Gefährlich sind die Reichsbürger durch ihre
hohe Affinität zu Schusswaffen und ihre Aggressivität gegenüber
staatliche Vertreter oder Beamte. Obwohl alle Reichsbürger
Verschwörungstheorien und eine staatsablehnende Haltung einnehmen, wird
nur ein Teil der Reichsbürger durch den Verfassungsschutz klar dem
rechtsextremistischen Spektrum zugeordnet. Nach Angaben des
Verfassungsschutzes befinden sich unter schätzungsweise 24.000
Rechtsextremisten 900 Reichsbürger. Besonders dort ist antisemitisches
und völkisches Denken stark präsent (Quelle: Verfassungsschutzbericht 2017)
Ehemaliger US-Präsident George W. Bush. Foto: Wikimedia/gemeinfrei.
Wer versucht, gegen Verschwörungstheorien aufzuklären, wird auch häufig
von der Gegenseite mit dem berechtigten Einwand konfrontiert, dass
einige Verschwörungstheorien sich in der Vergangenheit als wahr erwiesen
haben. MK Ultra war zum Beispiel ein geheimes Forschungsprogramm der
CIA in der frühen Phase des Kalten Kriegs, in dem die Möglichkeiten der
Bewusstseinskontrolle untersucht wurden. Unwissenden Probanden wurden
halluzinogene Drogen verabreich, die aber nicht zu den erwünschten
Ergebnissen führten. 2003 begründete die US-amerikanische Regierung
unter Präsident George W. Bush den Irak-Krieg unter anderem mit der
Existenz von Massenvernichtungswaffen des Saddam-Regimes. Später hat
sich das als bewusste Lüge erwiesen. Auch die Ausspähung der Bevölkerung
durch westliche Geheimdienste galt lange Zeit als etwas, was sich nur
Verschwörungstheoretiker ausdenken könnten.
Beispiele wie diese
haben dazu geführt, dass manche Menschen eine gewisse Grundskepsis in
sich tragen. Einige Verschwörungstheorien weisen auch tatsächlich einen
wahren Kern auf, da sie sich auf eine Mindestzahl an nachprüfbaren
Fakten stützen. Zweifel an offiziellen Versionen von Ereignissen sind
oft durchaus angebracht und zum Beispiel auch die Aufgabe von
Journalisten. Verschwörungstheoretiker hinterfragen aber im Unterschied
zu Journalisten ihre eigenen Annahmen selten und setzen ihre Theorie als
wahr voraus. Einzelne Fakten werden nicht objektiv geprüft, sondern so
ausgewählt und zusammengestellt, dass sie zur Verschwörungshypothese
passen. Hinzu kommen mögliche Falschinformationen, welche die These
stützen sollen. Fakten, welche der Theorie widersprechen, werden dann
bewusst ausgeblendet.
Ein Beispiel: Der IS wurde von den USA gegründet
Ein typisches Beispiel ist die Verschwörungstheorie, dass der Islamische Staat
(IS) von den USA gegründet worden ist. Dafür gibt es keine Belege. Die
Verschwörungstheorie hat aber einen wahren Kern, der umgedeutet wird:
Die USA haben den IS in Syrien nicht sofort bekämpft, als sie die
Möglichkeit dazu hatten. Grund war politisches Kalkül: Die
Destabilisierung des Assad-Regimes. (Spiegel Online)
Graffiti an Hauswand. Foto: Giovanni Dall'Orto/Wikimedia/gemeinfrei.
Wenn es um die bösen Mächte im Hintergrund geht, die nach den
Verschwörungstheorien die Fäden der Welt ziehen, dann wird häufig wieder
ein uraltes Feindbild ausgepackt. Teilweise direkt unmissverständlich,
teilweise aber auch nur indirekt und nicht sofort erkenntlich ist immer
wieder von „den Juden“ die Rede, die global an den Schaltzentren der
Macht sitzen sollen. Die Geschichte hat gezeigt, wie fatal und tödlich
derartige Verschwörungstheorien sein können. Warum sind auch heute
ausgerechnet Juden in den meisten Verschwörungstheorien immer noch das
Feindbild Nummer Eins?
Die lange Geschichte der Judenfeindlichkeit
Kaum
eine andere Gruppe wurde in der Menschheitsgeschichte so oft für
Verbrechen, Seuchen und Unheil aller Art verantwortlich gemacht, wie
Menschen jüdischen Glaubens. Schon in der vorchristlichen Zeit lässt
sich Judenfeindlichkeit finden. Damals wurden den Juden in erster Linie
die Selbstliebe und die Missachtung anderer Religionen vorgeworfen. Mit
der Ablösung des Christentums von Judentum spitzte sich der Konflikt
zu. Es entstand ein Konkurrenzkampf zwischen beiden Religionen um
Anhängerschaft und Anerkennung. Die Christen, die sich als „Verus
Israel“ („Wahres Israel“) verstanden, warfen den Juden vor, sich vom
Gottesbund abgewunden und Jesus Christus verraten und gekreuzigt zu
haben. Der Vorwurf als „Christus-Mörder“ hält sich teilweise bis heute,
widerspricht aber der historischen Quellenbasis (Quelle: Welt Online).
Die
Ausgrenzung der Juden wurde im Mittelalter konsequent weitergeführt.
Auf kirchlichen Synoden und Konzilen wurden zahlreiche Gesetze erlassen,
wie etwa ein Heiratsverbot zwischen Juden und Christen, die Vorschrift
einer äußeren Kennzeichnung, die auf den jüdischen Glauben aufmerksam
machen sollte oder die Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch
gesonderte jüdische Viertel. Da die jüdischen Gemeinden als Folge dieser
Restriktionen in der mittelalterlichen Gesellschaft nur wenig
integriert, fiel es leicht, sie als Sündenböcke zu instrumentalisieren.
Bei Seuchen, die nicht erklärt werden konnten, galten die Juden etwa als
„Brunnenvergifter“ und wurden verfolgt. Auch weit verbreitet war die
Ritualmordlegende. Als Feinde der Christenheit sollen Juden im
Mittelalter hin und wieder Christen entführt und ermordet haben, um ihr
Blut für magische oder medizinische Zwecke zu missbrauchen. Vor allem
Kinder sollen angeblich ein beliebtes Opfer dieser rituellen Handlungen
gewesen sein. Als Folge dieser Vorwürfe waren Menschen jüdischen
Glaubens einer ständigen Existenzbedrohung ausgesetzt – Judenpogrome,
bei denen Gewalt gegen Juden bis hin zum Mord ausgeübt wurde, setzten
sich bis ins 20. Jahrhundert fort.
Der neue Antisemitismus
Antisemitische Demonstration in Berlin am 17. Juli 2014. Foto: Boris Niehaus/CC BY-SA 4.0.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem millionenfachen Mord an
Juden durch das NS-Regime wurde Antisemitismus in nahezu allen
westlichen Gesellschaften aus gutem Grund mehrheitlich geächtet.
Besonders in Deutschland hatte der Antisemitismus es aufgrund der
historischen Verantwortung des Landes schwer, wieder Fuß zu fassen.
Jedoch hat der Antisemitismus – vor allem im Netz in Verbindung zu
Verschwörungstheorien – in den letzten Jahren wieder rasant zugenommen
(Quelle: Tagesspiegel). Wie äußert sich dieser neue Antisemitismus?
Zunächst
gibt es eine Veränderung der Sprache. Vorbehalte gegen Juden werden
nicht mehr direkt geäußert. Kaum ist noch direkt die Rede von „den
Juden“ oder „dem Weltjudentum“. Es werden stattdessen andere Begriffe
verwendet, die aber auf ähnliche Vorstellungen hinauslaufen. So sind es
zum Beispiel „die Zionisten“, „die zionistische Lobby“ oder „die
Rothschilds“, die angeblich im Verborgenen die Welt kontrollieren. Diese
bezeichnet man als Chiffren oder Kodewörter, welche den Antisemitismus
verschleiern sollen. Häufig verbindet sich Antisemitismus auch mit
Antiamerikanismus und vermeintlicher Kapitalismuskritik. So wird das
„raffende Kapital“, die „Schaltzentren der amerikanischen Ostküste“ und
teilweise auch die Investmentbank „Goldmann Sachs“ mit dem
internationalen Finanzjudentum assoziiert. Antisemitische
Verschwörungstheorien sind deshalb sowohl auf dem rechten als auch auf
dem linken politischen Spektrum zu finden.
Eine weitere
Erscheinungsform des neuen Antisemitismus ist die israelbezogene
Judenfeindlichkeit. Israel sei nach den Verschwörungstheorien kein
normaler Staat wie jeder andere, sondern habe eine Sonderstellung in der
Welt. Durch Verbindungen und Einflussnahme auf die mächtigsten Akteure
in der Welt habe Israel einen so großen Einfluss auf die Weltpolitik,
sodass Israel sie maßgeblich bestimmt. Darauf spielt auch das Schlagwort
„Zionist Occupied Government“, das von modernen Antisemiten gerne
verwendet wird. Es spielt darauf an, dass eine Regierung von Israel
fremdbeherrscht werde. Auch hier werden häufig die antisemitischen
Chiffren wie „die Zionisten“ bedient, die mit ihrer ursprünglichen
Bedeutung nichts gemein haben. Der israelbezogene Antisemitismus findet
sich in allen Gesellschaftsschichten wieder, ist aber vor allem in
islamisch geprägten Gesellschaften sehr präsent. Besonders in
islamischen Verschwörungstheorien dient Israel und das damit assoziierte
Judentum als das Feindbild Nummer Eins.
Nicht für jeden ist
sofort erkennbar, was tatsächliche legitime Kritik am Finanzsystem oder
an der israelischen Politik ist und was Antisemitismus ist. Kontrovers
diskutierte und auch schwer zu durchschauende Themengebiete machen es
Verschwörungstheoretikern durch ihre Komplexitätsreduzierung leichter,
ihre antisemitischen Verschwörungsideologien zu verbreiten. Der moderne
Antisemitismus ist deshalb kein ausschließliches Problem von strammen
Neonazis und Holocaust-Leugner, sondern reicht vom rechten und linken
Spektrum bis in die Mitte der Gesellschaft hinein.
US-Amerikanische Ausgabe der „Protokolle“ aus dem Jahr 1934. Foto: Wikipedia/gemeinfrei.
Eine Sonderstellung bei den antisemitischen Verschwörungstheorien nimmt das Buch „Die Protokolle der Weisen von Zion“
ein. Die erste Version des Buches stammt Anfang des 20. Jahrhunderts
aus dem russischen Kaiserreich und soll angeblich eine Mitschrift des
Zionismus-Kongresses von Basel aus dem Jahr 1897 sein. Demnach sei dort
ausgiebig diskutiert worden, mit welchem Plan eine geheime jüdische
Weltherrschaft herbeigeführt werden sollte. Die „Protokolle“ wurden aber
schon früh in den Jahren 1934/45 in einem Schweizer Gerichtsverfahren
eindeutig als plumpe Fälschung entlarvt, da sie sich hauptsächlich auf
fiktive Romantexte aus dem 19. Jahrhundert bezogen.
Dennoch
entwickelten sich die „Protokolle“ im Laufe der Zeit zu einer Art „Bibel
für alle Antisemiten“. Exemplare wurden in mehreren Sprachen weltweit
verbreitet, in den USA ließ beispielsweise der Unternehmer Henry Ford
auf eigene Kosten Auflagen drucken und verteilen. Die Nazis nutzten die
Schrift später für ihre Propaganda und als Rechtfertigung für den
Holocaust. Schon in „Mein Kampf“ bezog Adolf Hitler sich direkt auf die
angebliche Echtheit der „Protokolle“, um seinen mörderischen
Antisemitismus zu rechtfertigen. Auch für die Entstehung des Staats
Israel wurde das Werk als Erklärungsgrundlage herangezogen. Die
„Protokolle“ sind deshalb nicht nur in westlichen rechtsextremen Kreisen
beliebt, sondern auch in der islamischen Welt weit verbreitet. Dort
wird das Buch in erster Linie als Propagandainstrument gegen Israel
eingesetzt.
In Deutschland sind die „Protokolle“ verboten und
seit 2001 auf dem Index der jugendgefährdenden Schriften zu finden. Wer
das Buch verbreitet, wird wegen des Aufrufs zur Volksverhetzung
strafrechtlich verfolgt.
Antisemitische Verschwörungstheorien im Landtag von Baden-Württemberg: Der Fall Gedeon
Plenarsitzung. Foto: Landtag von Baden-Württemberg.
Für
bundesweites Aufsehen sorgte im Jahr 2016 der Fall des Abgeordneten
Wolfgang Gedeon im Landtag von Baden-Württemberg. Der Politiker der
Partei Alternative für Deutschland (AfD) hatte in seiner Vergangenheit
Publikationen mit antisemitischem Gedankengut veröffentlicht, von denen
er sich nicht distanzierte.
Unter dem Pseudonym „W.G. Meister“
veröffentliche Gedeon 2009 die dreibändige Monographie
„Christlich-europäische Leitkultur. Die Herausforderung Europas durch
Säkularismus, Zionismus und Islam“. Im zweiten Teil der Trilogie, „Über
Geschichte, Zionismus und Verschwörungspolitik“, sind mehrere Abschnitte
zu den „Protokollen“ enthalten. Schon zu Beginn konstatiert Gedeon:
„Die Protokolle sind mutmaßlich keine Fälschung“ (S.466). Weiter heißt
es: „Wer die Geschichte und Politik der letzten 100 Jahre betrachtet,
muss konzedieren, dass viele der in den Protokollen aufgeführten
Elemente und Praktiken schon tatsächlich umgesetzt wurden“ (S. 480).
Diese
Ausführungen lassen sich kaum anders deuten, als dass der Autor an die
Existenz einer jüdischen Weltverschwörung glaubt. Dass es sich hierbei
nicht um einen Ausrutscher handelt, zeigt die 2012 veröffentlichte
Monographie „Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten:
Eine Kritik des westlichen Zeitgeists“. Im Gegensatz zum Vorgängerwerk
wurde das Buch unter Gedeons Klarnamen veröffentlicht. Gedeon bekräftigt
darin, seinen Glauben an den Wahrheitsgehalt der „Protokolle“. Weiter
schreibt er, dass es […] „aber nirgendwo ersichtlich [wird], dass die
Urheber der Protokolle, die auch auf dem Baseler Zionistenkongress von
1897 nicht offen, sondern nur in einer geheimen Parallelveranstaltung
aufgetreten sind, in irgendeiner Weise repräsentativ für das jüdische
Weltkollektiv wären“ (S. 277f.). Nach diesem Satz meint Gedeon die
Autoren der Protokolle zu kennen, nennt aber keine Belege. Weiterhin
seien nicht „die Juden“, sondern „Zionisten“ die Urheber der
„Protokolle“.
Nach Armin Pfahl-Traughber und weiteren Gutachten (Quellen: haGalil.com – Jüdisches Leben online / Israel Nation News: European populism is here to stay)
ist Gedeons Differenzierung zwischen „Juden“ und „Zionisten“ aber nicht
besonders glaubwürdig. Die Funktion der „Protokolle“ als
judenfeindliches Pamphlet und Fälschung sind historisch eindeutig
belegt. Begriffe wie das „jüdische Weltkollektiv“ sind untrennbar mit
dem Glauben an eine jüdische Weltverschwörung verbunden. Werke, auf die
sich Gedeon in seinen Publikationen bezieht, sind zudem eindeutig dem
rechtsextremistischen Spektrum zuzurechnen.
Nach Werner J. Patzelts
Einschätzung ist Gedeons Position ausdrücklich antizionistisch, und zwar
darin, dass er das Handeln des Staates Israel sowie jüdischer Netzwerke
als abträglich für Deutschland und die internationalen Beziehungen
ansieht. (Quelle: Werner J. Patzelt: Gedeon und der Antisemitismus).
Als
Reaktion auf die Antisemitismusvorwürfe veranlasste der
AfD-Fraktionsvorsitzende Jörg Meuthen ein Fraktionsausschlussverfahren
gegen Gedeon. Allerdings konnte die dafür erforderliche
Zweidrittelmehrheit in der Fraktion nicht erreicht werden. Wegen der
Differenzen im Umgang mit der Causa Gedeon teilte sich die
AfD-Landtagsfraktion 2016 in die beiden Fraktionen „Alternative für
Deutschland“ und „Alternative für Baden-Württemberg“. Noch im selben
Jahr trat Gedeon aber freiwillig aus der ursprünglichen AfD-Fraktion
aus. Mittlerweile sind beide Fraktionen wiedervereint. Gedeon sitzt bis
heute als fraktionsloser Abgeordneter im baden-württembergischen
Landtag.
Im Frühjahr 2018 konnte Gedeon erneut mit seiner
Forderung, Stolpersteine zum Gedenken der NS-Opfer abzuschaffen, auf
sich aufmerksam machen. Wochen zuvor bezeichnete Josef Schuster,
Präsident des Zentralrats der Juden, Gedeon in einem Zeitungsartikel als
„Holocaust-Leugner“. Gedeon klagte dagegen, im Januar 2018 entschied
aber das Landgericht Berlin, dass eine Bezeichnung des AfD-Politikers
als Holocaust-Leugner unter den Schutz der freien Meinungsäußerung fällt
(Quelle: Zeit Online: Abgeordneter Gedeon fordert Ende der Stolperstein-Aktionen). Gedeon ist nach wie vor Mitglied der AfD, da ein bisheriges Parteiausschussverfahren scheiterte (Quelle: Zeit Online: Wolfgang Gedeon darf in der AfD bleiben).
Inwiefern die Partei sich tatsächlich von Gedeon distanziert, ist
fraglich. Eine Zusammenarbeit mit ehemaligen AfD-Fraktionskollegen
findet nämlich nach wie vor statt (Quellen: Schwäbische: Gedeon darf wieder bei AfD mitarbeiten / FAZ.NET: Weiterer Abgeordneter verlässt die AfD in Baden-Württemberg).
9. Welche Interessen stehen hinter den Verschwörungstheorien?
Verschwörungstheoretiker
verbreiten ihre Theorien nicht nur, weil sie selbst an die
Verschwörungsideologien glauben. Oftmals stecken andere Interessen
dahinter, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.
Verschwörungstheorien als politische Propaganda
In der
politischen Auseinandersetzung halten Verschwörungstheorien schon
jahrhundertelang als bewährtes Mittel der Propaganda und Desinformation.
Im 18. Jahrhundert wurde während der Französischen Revolution zum
Beispiel die Ermordung von politischen Gegnern durch die Guillotine
durch Verschwörungstheorien der Jakobiner gerechtfertigt. Ein anderes
Beispiel ist die Dolchstoßlegende, die nach dem Ende des Ersten
Weltkriegs in deutschnationalen und völkischen Gruppen verbreitet wurde.
Sie besagt, dass Sozialdemokraten, andere Demokraten sowie Juden durch
„Verrat von hinten“ für die deutsche Kriegsniederlage verantwortlich
gewesen wären. Neben der jüdischen Weltverschwörung diente die Theorie
als argumentativer Wegbereiter für die Nationalsozialisten.
Auch heute werden Verschwörungstheorien von Politikern verbreitet
Betrachtet
man die heutige Weltpolitik in Zeiten von „Fake News“, dann scheinen
Verschwörungstheorien wieder an der Tagesordnung zu sein. Vor allem
autoritäre Staaten setzen bevorzugt auf Verschwörungstheorien, um innere
Stabilität zu gewährleisten. Die Außenwelt wird als bedrohlich
gezeichnet, die von Mächten mit bösen Absichten beherrscht wird. Dem
gegenüber steht der starke Staat, der sich als „Retter“ präsentiert und
Durchblick, Schutz und Vergeltung im Austausch für bedingungslosen
Gehorsam anbietet. In Russland gehört der Glaube an eine anti-russische
Verschwörung des Westens beispielsweise schon lange zum Mainstream.
Befeuert wird diese Verschwörungstheorie durch ein Netzwerk an
kremltreuen Journalisten, Historikern und Politikberatern. Ähnliche
Vorgänge sind in der Türkei zu beobachten, wo auch die Vermutung einer
Verschwörung des Westens staatlich geäußert wird. Für den gescheiterten
Militärputsch im Jahr 2016 seien zum Beispiel nach Ansicht Präsident
Recep Tayyip Erdo?an die CIA und das FBI verantwortlich gewesen. Auch in
der EU sind Verschwörungstheorien Teil populistischer Strategien. Wenn
zum Beispiel der tschechische Präsident Miloš Zeman die
Flüchtlingsströme eine „organisierte(n) Invasion“ nennt und der
ungarische Premier Victor Orbán von einem „von Finanzeliten
organisierten Bevölkerungsaustausch“ spricht, dann kann dahinter
politisches Kalkül vermutet werden und nicht unbedingt gefestigte
verschwörungsideologische Überzeugungen.
Verschwörungstheorien
werden nicht nur in der Politik zur Agitation genutzt, um das Publikum
zu manipulieren. Ein oft unterschätzter Faktor ist der wirtschaftliche
Aspekt von Verschwörungstheorien. Sie sind ein gewaltiger Markt, auf
dem sich Umsätze in Millionenhöhe machen lassen.
Alex Jones und „InfoWars“ als Vorreiter in den USA
In
den USA hat beispielsweise der Verschwörungstheoretiker Alex Jones mit
InfoWars ein gewaltiges Medienunternehmen errichtet. Die Reichweite
des Texaners, der aufgrund seiner Wutausbrüche häufig Gegenstand von
Internet-Memes ist, ist nicht zu unterschätzen. Täglich erreicht Jones
mit seiner Radiosendung ein Millionenpublikum, wo er seine Thesen
verbreitet: Der Klimawandel sei eine Lüge, Politik, Wirtschaft und
Medien sind in eine okkulte Weltverschwörung verstrickt und der Amoklauf
an der Sandy Hook Elementary School sei von Schauspielern inszeniert
gewesen, um die Waffengesetze zu verschärfen. Neben der Radioshow und
anderen Video-on-Demand-Angeboten unterhält InfoWars auch einen Shop,
der angeblich zwei Drittel des Umsatzes ausmacht. Neben Merchandise,
DVDs und Büchern werden dort vor allem Medikamente und Wunderheilmittel
angeboten. Für 70 Dollar pro Flasche wird ein Potenzmittel zur
Steigerung der Männlichkeit angeboten. Zur Verteidigung gegen die
Mitglieder der Weltverschwörung, die Gifte ins Trinkwasser mischen,
werden „Brain Force Plus“-Tabletten angeboten.
Der Kopp Verlag in Deutschland
Auch
in Deutschland gibt es ein Pendant zu InfoWars: Der Kopp Verlag, der
seinen Sitz in Rottenburg am Neckar hat. Das Bücherangebot des Verlags
beschränkt sich ausschließlich auf verschwörungstheoretische,
pseudowissenschaftliche und esoterische Inhalte. Themen sind unter
anderem Ufologie, Prä-Astronautik Kreationismus oder Astrologie.
Allerdings finden sich dort auch zahlreiche Bücher, die
rechtspopulistisches bis rechtsextremes Gedankengut aufweisen.
„Grenzenlos kriminell“, „Die Asylindustrie“, „Wahrheiten über Hitler und
den Zweiten Weltkrieg“ oder „Deutschland wird zum Links-Staat“ –
diese Buchtitel sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem
Kopp-Verlagsprogramm. Auch Kopp unterhält wie InfoWars ein eigenes
Nachrichtenportal und einen hauseigenen Shop, wo neben vermeintlichen
Wunderheilmitteln auch Survival-Kits angeboten werden. Sie dienen als
Vorbereitung für den angeblich bevorstehenden Bürgerkrieg in
Deutschland, der durch die Flüchtlingsströme und Eliten des Landes
bedingt sei. Mit dieser Methode wird mit Ängsten Geld gemacht.
Die Vermarktung von Verschwörungstheorien
Eine
wichtige Rolle bei der Vermarktung spielt auch die Präsentation der
Verschwörungshypothesen. Verschwörungstheoretiker versuchen, sich selbst
einen seriösen und wissenschaftlichen Anschein zu geben, um bei ihrem
Publikum glaubwürdig auftreten zu können. Sie treten etwa oft in
Anzügen auf, verwenden Fachausdrücke, die sie aber nicht ausführlicher
erklären können und umgeben sich mit anderen „Fachexperten“, die aber
auch aus dem verschwörungstheoretischen Milieu kommen. Ebenfalls seriös
wirken die Publikationen, Websites, Filme und Magazine, die
professionell vertrieben werden. Nicht immer ist auf den ersten Blick
sichtbar, dass es sich um ein reines Geschäftsmodell handelt, das mit
Desinformation und der Erzeugung von Angst sein Geld macht.
10. Welche Rolle spielt das Internet?
Computertastatur mit Social-Media Icons. Foto: pixabay/CC0.
Verschwörungstheorien
sind kein Phänomen des 21. Jahrhunderts, aber gerade durch das Internet
scheinen Verschwörungstheorien so populär wie noch nie zuvor zu sein.
Warum ist das so?
Sichtbarkeit
Es ist umstritten,
wie stark die Verbreitung von Verschwörungstheorien durch das Internet
zugenommen hat. Eines ist aber sicher: Das Internet hat
Verschwörungstheorien deutlich sichtbarer gemacht, als es bisher der
Fall war. Verschwörungstheorien hat es in westlichen Gesellschaften
schon immer gegeben, aber es gibt einen wesentlichen Unterschied: Wer
sich heute für Verschwörungstheorien interessiert, wird durch
Suchmaschinen wie Google schnell fündig. Während man vor der Zeit des
Internets viel Zeit für die Recherche investieren musste, braucht es
heute nur ein paar Sekunden und Klicks, bis man die gewünschten
Ergebnisse findet. Das Internet bedient eine der Grundannahmen der
Verschwörungstheorien perfekt: Alles ist miteinander verbunden. Im
weltweiten Netz, wo die Regierung Chemtrails am Himmel sprüht, der
Mossad hinter allen Attentaten der Welt steckt und die New World Order
den Ton angibt, erscheint mit der passenden Suchanfrage alles möglich. Vernetzung
Ein
weiterer wichtiger Faktor ist die die globale Vernetzung durch das
Internet: Jeder kann theoretisch mit jedem in Kontakt treten, was die
Verbreitung von Verschwörungstheorien befördern kann. Während man zuvor
seine Verschwörungstheorien nur einem sehr begrenzten Kreis an Zuhörern
mitteilen konnte und vielleicht als Spinner galt, kann man sich
mittlerweile mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt austauschen. So
werden Überzeugungen geteilt und womöglich sogar noch bestärkt. Gerade
die am irrsten wirkenden Verschwörungstheorien, wie die Chemtrails, die
flache Erde oder die Reptiloide, konnten erst durch das Internet eine
größere Anhängerschaft und Popularität verzeichnen.
Filterblasen & Echokammern
In
der Diskussion um Falschinformationen und Verschwörungstheorien im
Internet sind in den vergangenen Jahren zwei Begriffe populär geworden:
Die Filterblase und Echokammern. Beide Begriffe können erklären, warum
ausgerechnet das Internet und soziale Medien den Glauben an
Verschwörungstheorien so bestärken können.
Der Begriff der
Filterblase wurde im Jahr 2011 durch den Internetaktivisten Eli Pariser
geprägt. Die Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Medien sind so
aufgebaut, dass Informationen nach unserem bisherigen Sucherverlauf und
Interessen gefiltert und aussortiert werden. Als Folge sehen wir bei den
Suchergebnissen Vorschläge von Seiten oder Inhalten, die eher unseren
Präferenzen entsprechen. Wer sich im Internet für das Backen
interessiert, wird vermehrt Kochrezepte bei seinen Vorschlägen finden.
Auf der anderen Seite wird auch derjenige, der sich für konspirative
Inhalte interessiert, irgendwann nur noch Verschwörungstheorien
angezeigt bekommen. So entsteht langsam eine Isolation gegenüber
Informationen, die nicht der Meinung des Benutzers entspricht.
Nachdem
die Inhalte gefiltert wurden, befindet der Benutzer sich in der
sogenannten Echokammer. Dort befindet er im Austausch mit
Gleichgesinnten, welche die eigene Meinung und Weltsicht bestätigen und
sogar verstärken können. In diesen geschlossenen sozialen Räumen kann
schnell ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl mit elitärem
Gruppenbewusstsein. Dadurch wird die psychologische Eigenart gefördert,
widersprüchliche Informationen kategorisch abzublocken. Hinzu kommt,
dass Menschen schon von sich aus dazu neigen, bei ihrer Suche nach
Wissen nur Informationen auszuwählen und so zu interpretieren, dass sie
den eigenen Erwartungen entsprechen. Man bezeichnet dies auch als
„confirmation bias“: Man ist nur bereit, die Informationen aufzunehmen,
die auch das Selbstwertgefühl und das Bedürfnis nach Orientierung und
Kontrolle befriedigen.
Im Fall der Filterblasen und Echokammern
muss allerdings erwähnt werden, dass die Wirkung in der Wissenschaft
noch relativ unerforscht und umstritten ist (Belltower: Der Mythos von Filterblasen und Echokammern). Trotzdem kann das Konzept einen guten Erklärungsansatz bilden, um den Erfolg von Verschwörungstheorien zu erklären.
Eine alternative Realität im Netz
Als
Folge der Filterblase und der Echokammer informieren sich die Gläubigen
von Verschwörungstheorien immer nur bei denselben Quellen im Internet.
Dort scheint sich eine alternative Szene herausgebildet zu haben, die
gezielt mit Verschwörungstheorien Stimmung gegen alle Medien machen, die
deren Auffassung widersprechen. Auf den verschiedenen Plattformen wie
YouTube, Facebook oder Twitter lassen sich unzählige
verschwörungstheoretische Inhalte finden. Die Akteure dahinter scheinen
sich untereinander zu vernetzen und nutzen auch geschickt die
Algorithmen der jeweiligen Plattform aus. So können hohe Aufrufzahlen
erreicht werden, sodass die Inhalte in den Trends, also bei den
beliebtesten Inhalten, angezeigt werden, was wiederum neue Reichweite
verspricht.
Da vor allem Jugendliche und Kinder sehr aktiv in
sozialen Netzwerken oder Plattformen wie YouTube aktiv sind, können sie
bei gering ausgebildeter Medienkompetenz sehr anfällig für diese Inhalte
sein. Der unterrichtete Umgang mit Falschinformationen und
Verschwörungstheorien im Internet ist daher mittlerweile eine notwendige
Voraussetzung für eine zeitgemäße politische Bildung. Die Frage, ob
sogenannte Fake News auch als Verschwörungstheorien bezeichnet werden
können ist nicht eindeutig geklärt. Nicht alles, was im Internet als
Falschmeldung verbreitet wird, muss gleichzeitig auch eine
Verschwörungstheorie sein. Wird sie aber in eine größere Erzählung als
Teil einer Verschwörung eingebettet, dann übernimmt sie die typischen
Charakteristika einer Verschwörungstheorie.
11. Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es gegen Verschwörungstheorien?
Das
Aufklären gegen Verschwörungstheorien im Sinne von
Verschwörungsideologien ist nicht einfach und erfordert einiges an
Vorkenntnissen. Man kann Verschwörungstheoretiker mit Fakten
konfrontieren, was man auch als „Debunking“ bezeichnet. Wer dies
versucht, erreicht aber oft das Gegenteil vom erwünschten Effekt: Die
ideologischen Weltanschauungen werden nicht geschwächt, sondern sogar
bestärkt. Man nennt dies auch „Bumerang-Effekt“. Widersprüchliche
Informationen führen zu Ungereimtheiten im vertretenen Weltbild, was
wiederum zu einem emotionalen Unwohlsein führt. Anstatt das neue Wissen
aufzunehmen und das Weltbild zu modifizieren, werden die Fakten
stattdessenn abgelehnt und die eigene Weltanschauung transferiert.
Deshalb sind direkte Konfrontationen nicht in allen Fällen immer die
beste Lösung.
Verantwortungsvoller Umgang
Aufgrund
dieses Umstands müssen auch andere Wege in Betracht gezogen werden, um
gegen Verschwörungstheorien aufzuklären. Wichtig im Umgang mit
Verschwörungstheoretikern ist auch: Keine Abgrenzung. Forscher warnen,
dass es zu einem Teufelskreis kommen würde, wenn Personen mit
Verschwörungsglauben sich immer mehr ausgegrenzt fühlen. So kann es der
Fall sein, dass sie als Folge der Abgrenzung noch stärker an den Rand
der Gesellschaft gedrängt werden und ihre Verschwörungsideologien sich
noch weiter radikalisieren. Deshalb ist es wichtig, dass der Dialog auf
Augenhöhe stattfindet und die Person mit Verschwörungsglauben nicht
herablassend behandelt wird. Wichtig ist aber stets die Distanzierung
von ideologischen Inhalten der Verschwörungstheorie. So darf nicht die
vereinfachte Gut-Böse Einteilung übernommen werden, sondern auf die
Zwischenstufen eingegangen werden. Ziel muss es sein, auf die
extremistischen, antisemitischen oder rassistischen Elemente der
Verschwörungstheorie einzugehen und diese aufzudecken. Kritischer Umgang mit Informationen
In
der Praxis hat sich gezeigt, dass vor allem die Herausbildung von
analytischem Denken gegen Verschwörungsglauben präventiv wirken kann.
Anstatt sein Gegenüber mit Fakten zu konfrontieren, muss die innere
Logik von Verschwörungstheorien hinterfragt werden. Wer sagt was? Was
sagt er genau? Warum sind hier nur Ausschnitte angegeben? Wieso gibt es
verschiedene Darstellungen in den Medien? Widerspricht sich die
Verschwörungstheorie sich nicht selbst? Diese Fragen müssen an jede
Information gestellt werden. Gerade die Quelle der Information spielt
dabei eine wichtige Rolle. Aus welchem Grund wird etwas gesagt? Was ist
der Anspruch der Quelle? Steht dieser einer politischen Strömung
besonders nahe? Was machen wenn wir mit diesem Hiterfragen auf
Ungereimtheiten stoßen? Dann folgt der eigentliche Schritt des
Informierens: Das Vergleichen verschiedener Informationen von
verschiedenen Quellen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass zwischen
seriöser Recherchearbeit und auf Behauptungen beruhender Stimmungsmache
unterschieden wird. Hier hilft die Frage weiter: Werden Belege
angeführt? Werden konkrete Beispiele gegeben?
Der Weg von
Falschinformationen zu Verschwörungstheorien ist nicht weit. Denn auch
Verschwörungstheorien beinhalten Fehlinformationen und vor allem
Fehldeutungen. Denn die Aussage, dass führende Nationalsozialisten auf
sogenannten Reichsflugscheiben an den Südpol geflüchtet sind und nun
dort im Exil auf ihre Rückkehr warten, kann auch als Information
aufgenommen werden. Deshalb brauch es eine gewisse Grundlagenkenntnisse
über Verschwörungstheorien. Sie alle folgen ähnlichen Mustern, die
bereits erläutert wurden: Ein allumfassendes Erklärungsmuster, bei dem
keine Fragen offen bleiben, eine einfache Gut-Böse-Einteilung und die
Annahme, dass es keine Zufälle gibt. Wenn einige dieser Merkmale in der
plausibel erscheinenden Information vorkommen, ist mindestens Skepsis
und besondere Vorsicht geboten. Deshalb sollte man bei der Recherche
sich immer auf mehrere Quellen mit verschiedenen Standpunkten beziehen,
um Informationen auf deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Didaktische Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien
Für
die pädagogische Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien ist es
wenig sinnvoll, die Theorien mit lediglich mit Fakten zu widerlegen.
Wichtig ist vor allem, auf die Funktions- und Wirkungsweisen von
Verschwörungstheorien hinzuweisen und darüber zu diskutieren. Es gilt
also zu ergründen, was Verschwörungstheorien für so viele Menschen
attraktiv macht und welchen Nutzen sie daraus ziehen. Welche Rollen
spielen Gefühle von Macht und Ohnmacht oder die Suche nach Identität?
Die gemeinsame Analyse kann helfen, Verschwörungstheorien begreifbar und
gegebenfalls politisch-historisch verortbar zu machen. Darüber hinaus
ist es wichtig, beim verantwortungsvollen Umgang mit Informationen
kritische Medienkompetenz zu vermitteln. Insbesondere beim alltäglichen
Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien kann dazu beigetragen
werden, dass Verschwörungstheorien, darunter auch Fake News, Gerüchte
oder böse Hetze, leichter erkannt und nicht weiterverbreitet werden.
Durch eine Stärkung der Widerspruchstoleranz kann dazu beigetragen
werden, dass die Welt nicht durch eine Komplexitätsreduzierung oder
durch Vorurteile und Ressentiments erklärt wird.
Sind denn alle verrückt hier? Verschwörungstheorien erkennen.
Das
E-Learning-Angebot der LpB BW bietet einen fünfstündigen Online-Kurs
für Schulklassen von 7-10 an, der sich mit Funktionsweisen, Merkmalen
und Gefahren von Verschwörungstheorien und Fake-News auseinandersetzt
und die Medienkompetenz schult. Idealerweise wird vor der Nutzung des
Online-Kursraums eine Einführungsstunde zum Thema Verschwörungstheorien
vorgenommen. Der Online-Kursraum ist offen zugänglich und kann ohne
Registrierung durch einfaches Anklicken genutzt werden. Sind denn alle verrückt hier?
Mach’s klar! Politik – einfach erklärt Fake News – ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt! (Unterrichtshilfe)Die
Reihe „Mach´s klar!“ richtet sich primär an Lehrerinnen und Lehrer von
Haupt-, Werkreal- und Realschulen und erläutert politische Themen in
vereinfachter Form. Um die Medienkompetenz von Schülern zu fördern,
beschäftigt sich die die Ausgabe (30/2018) den Themen: Wie wirken Fake
News und in welchen Formen treten sie auf? Was ist eine Filterblase? Und
wie geht man mit Fake News um? Download Fake News Zeitschrift Deutschland und Europa 74/17 Die neuen Medien und die politische Meinungsbildung: »Fake News« - ein Produkt der neuen Medien?
Die
Zeitschriftenreihe „Deutschland & Europa“ widmet sich allgemeinen
deutsch-europäischen Themen mit Landesbezug und erscheint zwei Mal im
Jahr. Diese Ausgabe (74/2017) setzt sich mit dem Themenkomplex „Fake
News“ im Internet und die Möglichkeiten der digitalen Beeinflussung
auseinander. In einem Artikel „Verschwörungstheorien im Internet“ von
Michael Butter werden konkret Verschwörungstheorien im Netz behandelt.
Butter zeigt im Artikel unter anderem die Nähe von
Verschwörungstheorien zu Populismus auf und wie sich
Verschwörungstheorien im digitalen Zeitalter im Vergleich zur Zeit vor
dem Internet entwickelt haben. Bestellen / Download Zeitschrift Politik & Unterricht 1/2005 Bilderwelten und Weltbilder Medienkompetenz – Computer – Politische Bildung
Die
Ausgabe (1/2005) der Zeitschriftenreihe „Politik und Unterricht“ der
LpB BW ist zwar schon etwas älter, bietet aber noch immer
praxisorientierte und in Schulklassen erprobte Materialien zu
drei grundlegenden Anwendungsbereichen der Neuen Medien im
Unterricht: Bildverarbeitung, Darstellung von Inhalten mit
Datengrafiken und der Einsatz des Internet im Unterricht. Ein Baustein
der Unterrichtsmaterialien setzt sich mit Verschwörungstheorien im
Internet auseinander. Hauptziel ist es, Verschwörungstheorien durch die
Heranziehung von verschiedenen Materialien zu entmystifizieren. Download Weitere Angebote BR.de / So geht Medien So entlarvt man Verschwörungstheorien – Materialien für den Unterricht
Ein
Angebot des Bayerischen Rundfunks, das die Medienkompetenz von
Schülern fördern soll. Hier finden sich gebündelt Downloads zum Thema
Verschwörungstheorien: Videos, Stundenablauf, Ideen für den Unterricht
und vertiefende Informationen. So entlarvt man Verschwörungstheorien Medien in die Schule – Materialien für den Unterricht Chemtrails & Co. – Verschwörungstheorien im Netz
Das
Modul der Unterrichtsmaterialreihe „Medien in die Schule“ bietet vier
verschiedene Unterrichtseinheiten an, welche die Schüler dazu
motivieren sollen, die Ursachen, Funktionen und Strukturen von
Verschwörungstheorien zu analysieren und erkennen. Chemtrails & Co Weitere Informationen zu Verschwörungstheorien
Allgemeines zu Verschwörungstheorien Bundeszentrale für politische Bildung Dossier Verschwörungstheorien
Das Dossier der BpB zu
Verschwörungstheorien bietet einen noch ausführlicheren Einblick in die
Verschwörungstheorien der jüdischen Weltverschwörung, die Protokolle
der Weisen von Zion oder die Reichsideologie der Reichsbürger an. Dossier Verschwörungstheorien Wahre Welle
Das Projekt „Wahre Welle“ der BpB bietet in
Kooperation mit Journalistinnen und Journalisten ein umfassendes
Informationsangebot über verschiedenste Verschwörungstheorien und deren
Mechanismen an. Teil des Projekts ist das satirische Online-Angebot
„Wahre Welle TV“. Unter www.wahrewelle.tv
wurden sechs Filme produziert, die in der Machart den typischen
Verschwörungsvideos im Internet entsprechen. Als satirische
Auseinandersetzung mit dem Thema machen sie auf die
wirklichkeitsverzerrenden Argumentationsmuster und fehlende Logik von
Verschwörungstheorien aufmerksam. Projekt „Wahre Welle“
Verschwörungstheorien - Dossier Rechtsextremismus (Mediathek)
Ein
Erklärfilm zum Thema (rechte) Verschwörungstheorien von Tobias Büchner
& FLMH. Interviewpartner ist Johannes Baldauf, zum Zeitpunkt des
Interviews bei der Amadeu Antonio-Stiftung, mittlerweile bei der Online
Civil Courage Initiative (OCCI). Interview Johannes Baldauf
Last Week Tonight: Verschwörungsportal „InfoWars“
Ausschnitt
aus der US-amerikanischen Late-Night-Talk- und News-Show „Last Week
Tonight“ mit John Oliver, die sich satirisch mit den Hintergründen von
Alex Jones‘ Verschwörungsportal „InfoWars“ befasst (englischsprachig). Video Antisemitismus in Verschwörungstheorien
Anders denken: Einfache Feindbilder in einer komplizierten Welt - Antisemitische Verschwörungsideologien
Amadeu Antonio Stiftung: „NO WORLD ORDER” - Wie antisemitische Verschwörungsideologien die Welt verklären
Video-Angebot auf YouTube: „MrWissen2go“ zu Verschwörungstheorien
Der
Journalist und Vlogger Mirko Drotschmann hat auf seinem YouTube-Kanal
„MrWissen2go“ mehrere Videos veröffentlicht, die auf informative und für
Jugendliche verständliche Art und Weise sich mit Verschwörungstheorien
auseinandersetzen. Unter anderem wird behandelt, welche Fakten
tatsächlich hinter den populärsten Verschwörungstheorien stecken, wo die
Gefahren bei Verschwörungstheorien liegen und welche Theorien sich in
der Vergangenheit bewahrheitet haben.
Ich will gewiss nicht in Abrede stellen, dass sich eine Verschwörungstheorie gegebenenfalls auch als falsch erweisen kann. Die selbe Möglichkeit muss man aber auch für die Deutungen in dem obigen Artikel in Betracht ziehen, denn mir sind schon beim Querlesen einige offensichtliche Denkfehler aufgefallen. Und es ändert sich auch nicht dadurch etwas daran, wenn diese Denkfehler zum tausendsten Mal wiederholt werden. Das macht sie nämlich nicht wahrer (und wenn das wider besseren Wissens geschieht, ist es das Werk von Lügnern). Keine Sorge Lustimordilein, ich werde das jetzt hier nicht alles thematisieren. Zumal mir dazu auch die Zeit fehlen würde und Du ja bekanntlich auch zu einer Realitätsflucht neigst: Grenzt es aus, verdrängst es und machst dann so weiter wie bisher (...da fragt man sich dann schon woher so etwas rührt, beispielsweise ob es Ignoranz ist oder im Auftrag geschieht). Ich möchte hier nur zu dem Titel etwas anmerken: "Verschwörungstheorien: Warum sind sie so erfolgreich und was kann man tun?" Die von Verschwörungstheorien (mit)betroffenen könnten, nur um ein Beispiel dafür zu nennen, für Transparenz sorgen und eine Beweismittelunterdrückung unterlassen. Bei vielen verhält es sich so, dass sie vertraut haben und sich darin ent-täuscht sahen. Mit anderen Worten, wo vormals ein blindes Vertrauen geschenkt wurde, ist der damit verbundene Vertrauensvorschuss nun im Arsch und ich denke das trifft (ungeachtet dessen, ob dies mehr emotional oder mehr rational zum Tragen kommt) tendenziell auf immer breitere Kreise zu. Da vermag nur ein wahrhaftiges Bemühen Abhilfe zu schaffen und davon sind die, welche tatsächlich etwas verbergen wollen, Meilenweit entfernt. Das wiederum ruft die andere Seite auf den Plan, Dir wird in den nächsten Jahren also sicherlich nicht langweilig werden wenn das Dein Thema bleibt. PS: Ich hatte gesehen, dass Du Dich mal für die "Lange Nacht der Wissenschaft" der Universität Konstanz interessiert hattest. Warst Du auch vor Ort?
Ich will gewiss nicht in Abrede stellen, dass sich eine Verschwörungstheorie gegebenenfalls auch als falsch erweisen kann. Die selbe Möglichkeit muss man aber auch für die Deutungen in dem obigen Artikel in Betracht ziehen, denn mir sind schon beim Querlesen einige offensichtliche Denkfehler aufgefallen. Und es ändert sich auch nicht dadurch etwas daran, wenn diese Denkfehler zum tausendsten Mal wiederholt werden. Das macht sie nämlich nicht wahrer (und wenn das wider besseren Wissens geschieht, ist es das Werk von Lügnern).
AntwortenLöschenKeine Sorge Lustimordilein, ich werde das jetzt hier nicht alles thematisieren. Zumal mir dazu auch die Zeit fehlen würde und Du ja bekanntlich auch zu einer Realitätsflucht neigst: Grenzt es aus, verdrängst es und machst dann so weiter wie bisher (...da fragt man sich dann schon woher so etwas rührt, beispielsweise ob es Ignoranz ist oder im Auftrag geschieht).
Ich möchte hier nur zu dem Titel etwas anmerken:
"Verschwörungstheorien: Warum sind sie so erfolgreich und was kann man tun?"
Die von Verschwörungstheorien (mit)betroffenen könnten, nur um ein Beispiel dafür zu nennen, für Transparenz sorgen und eine Beweismittelunterdrückung unterlassen. Bei vielen verhält es sich so, dass sie vertraut haben und sich darin ent-täuscht sahen. Mit anderen Worten, wo vormals ein blindes Vertrauen geschenkt wurde, ist der damit verbundene Vertrauensvorschuss nun im Arsch und ich denke das trifft (ungeachtet dessen, ob dies mehr emotional oder mehr rational zum Tragen kommt) tendenziell auf immer breitere Kreise zu. Da vermag nur ein wahrhaftiges Bemühen Abhilfe zu schaffen und davon sind die, welche tatsächlich etwas verbergen wollen, Meilenweit entfernt. Das wiederum ruft die andere Seite auf den Plan, Dir wird in den nächsten Jahren also sicherlich nicht langweilig werden wenn das Dein Thema bleibt.
PS: Ich hatte gesehen, dass Du Dich mal für die "Lange Nacht der Wissenschaft" der Universität Konstanz interessiert hattest. Warst Du auch vor Ort?